Spardose und Sparbuch als erster Schritt in die große Finanzwelt haben bei Kindern längst noch nicht ausgedient, bekommen inzwischen aber Konkurrenz von moderneren Produkten. Dieser Trend wird gezielt von den Banken vorangetrieben. Statt den Eltern der jungen Kunden erst einmal den Klassiker, das Sparbuch, ans Herz zu legen, wird mit der Kreditkarte für Kinder geworben.
Das Argument hinter dem Angebot: Auf diese Weise lernen Mädchen und Jungen schon früh den bargeldlosen Zahlungsverkehr kennen und generell den Umgang mit Geld. Kritiker wie die Verbraucherzentralen sehen darin den falschen Weg und mahnen vor der Verführung, die von den Karten ausgeht.
Umgang mit Geld: Früh übt sich
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, Kinder mit dem Themen Geld und Zahlungsverkehr vertraut zu machen. Dazu raten neben den Banken auch Verbraucherschützer. Denn in puncto Finanzwissen hapert es bei den deutschen Kindern und Jugendlichen, wie verschiedene Studien bereits bewiesen haben. Die Mehrheit der 14-Jährigen ist nicht einmal in der Lage, zu erklären, was ein Girokonto ist. Da stellt sich die Frage, welchen Sinn es macht, eine Kreditkarte für Kinder anzuschaffen, wenn nicht einmal die Grundlagen beherrscht werden
Kreditkarten für 12-Jährige
Nichtsdestotrotz boomt der Markt und immer mehr Institute springen auf den Zug auf. Ab welchem Alter Master- und Visa-Cards für Kinder angeboten werden, ist von Bank zu Bank unterschiedlich geregelt. Teils richten sich die Offerten bereits an 12-Jährige. Andere Unternehmen ziehen die Grenze bei 14 Jahren. Bei den Karten handelt es sich dann um sogenannte Prepaid-Kreditkarten. Sie funktionieren auf Guthabenbasis. Damit können Kinder nur das Geld ausgeben, das vorher auf die Kreditkarte gebucht wurde. Bisweilen verzinsen Banken das Guthaben auf den Karten, locken mit dem (recht mageren) Gewinn und erklären den Eltern, dass die Kreditkarte dank der Zinsen zum Sparen animiert.
Verlockung zum Einkauf für Kinder
Mit der Karte können die Jungen und Mädchen dann in nahezu jedem Geschäft und online einkaufen. Die Eltern sehen später zwar, was gekauft wurde, haben aber keinen Einfluss mehr darauf, was angeschafft wird, wenn der Nachwuchs im Internet stöbert. Hinzu kommt ein weiteres Problem, auf das die Verbraucherzentralen aufmerksam machen. Hat man das Geld im Portemonnaie, sieht man genau, was man sich leisten kann und nimmt automatisch Abstand von Spontankäufen. Bei Kreditkarten ist die Verlockung deutlich größer. „Wir sehen das dann in der weiteren Entwicklung bei den Erwachsenen, wo der Umgang mit Kreditkarten problematisch wird“, heißt es in einem Interview mit dem TV-Sender RTL.
Alternative zur Kreditkarte: Eigenes Girokonto samt Bankkarte für Kinder
Eltern sollten deshalb gut überlegen, ob und ab wann sie tatsächlich Kreditkarten für ihre Kinder beantragen. Der sinnvollere Schritt wäre der vom Sparbuch hin zum eigenen Girokonto. Denn das Konto wird im Laufe des Lebens nach wie vor eine größere Rolle spielen als die Kreditkarte. Konten für Kinder haben fast alle Banken im Programm. Statt der Visa- oder MasterCard gibt es dann eine einfache Bankkarte, mit der Bargeldverfügungen am Automaten möglich sind und Kontoauszüge gedruckt werden können. In die roten Zahlen rutschen Kinder mit einem solchen Girokonto nicht. Denn ein Dispositionskredit ist bei einem Girokonto für Minderjährige absolut tabu. Gibt es das Konto in Kombination mit einer Kreditkarte, gilt es zu überlegen, ob die Karte auch in Anspruch genommen werden soll.
Kreditkarte für Jugendliche
Wenn das Kind die ersten Erfahrungen mit dem Girokonto gemacht hat – immer in Begleitung der Eltern, die regelmäßig einen Blick auf die Kontobewegungen werfen sollten, um bei Problemen rechtzeitig einschreiten zu können –, kann auch über eine eigene Kreditkarte nachgedacht werden. Für Jugendliche, die bewiesen haben, dass sie sorgsam mit ihren Finanzen umgehen, sind Master- und VisaCard durchaus angebracht. Schließlich spielen die Karten im Alltag – vor allem online – eine immer größere Rolle und sind im Ausland oft das einzig akzeptierte Zahlungsmittel. Das ist unter anderem wichtig, wenn ein Austauschjahr ansteht oder der Nachwuchs zum ersten Mal alleine in den Urlaub fährt. Beachtet werden sollte dabei, ob Kosten für die Kreditkarte entstehen und welche Leistung geboten wird. Näheres dazu bietet unser Ratgeber „Kreditkarten für Jugendliche“Reihenfolge für Kinder: Sparbuch – Girokonto – Kreditkarte
Kindern den Umgang mit Geld beizubringen, ist eine wichtige Aufgabe. Denn: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Das heißt jedoch nicht, dass schon so früh wie möglich alle Finanzinstrumente genutzt werden müssen. Den Anfang sollte, wie schon seit eh und je üblich, das Sparbuch in Verbindung mit einer Spardose machen. Geld auf die hohe Kante zu legen, hat dann noch eher spielerischen Charakter. Später – Experten raten ab dem 12. Lebensjahr dazu – sollte das Girokonto folgen. Erst in einem weiteren Schritt steht dann die Kreditkarte in einer Prepaid-Variante zur Debatte.