Kreditkartenzuwachs um mehr als die Hälfte in den vergangenen zehn Jahren
Die Kreditkarte hat sich seit ihrer Einführung in den 1960er-Jahren zu einem mittlerweile ebenso viel gefragten wie viel genutzten Zahlungsmittel im Alltag entwickelt. Die einen bezahlen ihre Rechnungen im örtlichen Einzelhandel sowie die Bestellung im Onlinehandel bargeldlos, die anderen verwenden ihre Kreditkarte vorwiegend für Bargeldabhebungen am Geldautomaten. Ein Blick in die Zahlungsverkehrsstatistik der Deutschen Bundesbank gibt näheren Aufschluss darüber, um welche Arten von Kreditkarten es sich dabei handelt, und wie sich die Höhe der einzelnen Transaktionen, also der Kartenumsätze darstellt. Diese Zahlen sind einerseits erstaunlich und andererseits aufschlussreich.
Onlinehandel zwingt zur Kreditkartenbenutzung
Jeder weiß, dass der bundesdeutsche und weltweite Onlinehandel von Tag zu Tag zunimmt. Die Kreditkarte ist, abgesehen von Zahlungsdienstleistern wie PayPal oder anderen, eine gängige und viel gefragte Zahlungsmöglichkeit. Ohne Kreditkartenbezahlung ist der Kauf im Onlineshop vielfach gar nicht möglich. Dem Verbraucher entgehen viele Geschäfte, Angebote und Schnäppchen, wenn er über keine Kreditkarte verfügt. Das ist der Hauptgrund für den starken Zuwachs an Kreditkarten bei AMEX, Mastercard, VISA und anderen Kartenherausgebern. Anbieter sind in der Regel die Banken und Sparkassen. Neuerdings kommen vermehrt Unternehmen aus dem In- und Ausland hinzu, die ihre Kreditkarten auch ohne Banklizenz und ohne Kontoverbindung anbieten.
Kreditkarte mit und ohne Kreditfunktion
An diesem Punkt wird es in Bezug auf das Kreditkartenvolumen interessant. Zu der ursprünglichen, originären Kreditkarte gehört immer ein Kartenkredit. Der ist bonitätsabhängig und wird zusätzlich zu dem bereits bestehenden Kreditarrangement des Karteninhabers gewährt. Im Sprachgebrauch handelt es sich dabei um eine „echte“ Kreditkarte. Demzufolge ist die „unechte“ eine Kreditkarte ohne Kartenkredit. Das ist die Prepaid-Kreditkarte. Sie ist, wie es genannt wird, eine Guthabenkarte, und zwar in den meisten Fällen eine Debit-Karte. Mit der Debit-Buchung wird die Kartenverfügung sofort danach dem Referenzkonto belastet. Hier kommt es darauf an, ob es sich um ein Girokonto mit oder ohne Dispo-Kredit handelt. Zur Prepaid-Karte als Guthabenkarte gehört in den meisten Fällen ein eigenes Girokonto als Kartenkonto. Mit der Prepaid-Kreditkarte sind Kartenverfügungen nur im Rahmen des Guthabens auf dem Kartenkonto möglich. Ist das nicht mehr der Fall, kann die Prepaid-Kreditkarte bis auf Weiteres nicht als Zahlungsmittel genutzt werden.
Kreditkarte mit und ohne Kartenkredit und mit und ohne Schufa
Jetzt kommt der entscheidende Faktor für die auffällige Zunahme an Kreditkarten und Kreditkartenzahlungen in den vergangenen acht bis zehn Jahren.
Die Kreditkarte mit Kartenkredit wird zur Information in die Datenbank der Schufa eingetragen. Der Kartenkredit ist eine vertragliche Verbindlichkeit. Alle Banken und Sparkassen als Schufa-Geschäftspartner prüfen die Bonität des Antragstellers anhand des Schufa-Score. Ist der nicht sehr gut oder zumindest gut, wird der Kartenkredit mangels Bonität abgelehnt, und in der Folge davon auch die Kreditkarte selbst. Der Grund dafür ist das Junktim: beides gehört zusammen, eins geht nicht ohne das andere.
Bei der unechten, der Prepaid-Kreditkarte ist die Situation ganz anders. Das Kriterium Kartenkredit entfällt, übrig bleibt die Kreditkarte. Sie ist als Zahlungsmittel für den Karteninhaber keine Verbindlichkeit und für den Kartenaussteller kein finanzielles Risiko. Die Prepaid-Karte funktioniert nur solange, wie der Gegenwert als Guthaben auf dem Girokonto vorhanden ist. Das heißt, dass
- die „unechte“ Kreditkarte ohne Schufa-Bonität und ohne die Schufa einzusehen ausgestellt wird.
- die Prepaid-Kreditkarte nicht in die Schufa-Datenbank eingetragen wird.
- im Grunde genommen niemand von der Prepaid-Kreditkarte erfährt oder erfahren muss.
- jeder Bürger, jeder Verbraucher eine Kreditkarte ohne Kartenkredit als Prepaid-Karte beantragen kann und auch ausgestellt bekommt.
Prepaid-Kreditkarte als Türöffner zum Kauf im Onlinehandel
Damit ist die Frage beantwortet, worauf die zunehmende Zahl an Kreditkarten und den dazugehörigen Kartenumsätzen zurückzuführen ist. Bekanntermaßen boomt der Onlinehandel und damit auch die Zahl an Kreditkarten-Transaktionen. Anhand der Karteninhalte wie Nummer und Gültigkeitsdatum ist für den Zahlungsempfänger nicht erkennbar, um welche Art Kreditkarte es sich handelt. Im Übrigen ist ihm das auch egal, solange die Kartenzahlung akzeptiert wird. Ob mit oder ohne Kredit, ob als Debit-Karte oder als Prepaid-Karte spielt keine Rolle. Sowohl die echte als auch die unechte ist eine voll funktionsfähige Kreditkarte.
Deutlicher Unterschied zwischen Deutschland und Nordamerika
In Nordamerika mit Kanada und den USA ist das Bezahlen per Kreditkarte viel weiter verbreitet als hier in Deutschland. Jenseits des Atlantiks sind es über 80 Prozent der Kreditkarten mit Kartenkredit, hier in Deutschland hingegen nur gut 15 Prozent. Weiterhin ist zu beobachten, dass Kreditkartenzahlungen mit Kartenkredit deutlich weniger, jedoch pro Transaktion sichtbar höher sind als diejenigen ohne Kartenkredit. Das lässt auf das Zahlungsverhalten schließen. Ohne Kartenkredit wird die Kreditkarte für Zahlungen jeglicher Art und unabhängig von der Höhe benutzt, bis hin zum kontaktlosen Bezahlen im einstelligen Bereich. Die Kreditkarte mit Kredit wird eher beim Einkaufsbummel am Wochenende eingesetzt; also weniger für den Alltagskonsum als vielmehr für Anschaffungen wie Bekleidung, Hobby und Freizeit. In der Zahlungsverkehrsstatistik wird auch deutlich, dass der Durchschnittsumsatz von Kreditkarten ohne Kredit denjenigen der Inhaber von echten Kreditkarten deutlich übersteigt. Das zeigt wiederum die Zahl an Transaktionen; sie liegen bei Kreditkarten ohne Kreditfunktion um 65 Prozent über den mit Kreditkarten inklusive Kreditfunktion getätigten Zahlungsvorgängen.
Ein Fazit
Heutzutage muss niemand mehr auf eine Kreditkarte verzichten. Auch wer Transferleistungen, Sozialhilfe oder Grundsicherung bezieht, kann eine Prepaid-Kreditkarte beantragen und bekommt sie ausgestellt. Dieses Hindernis für die Teilnahme am Onlineshopping beseitigt ist. Der Onlinekunde kann an der Kasse mit seiner Kreditkarte bezahlen; er muss lediglich auf die ausreichende Kontodeckung achten. Doch das muss der Karteninhaber mit Kreditfunktion im Hinblick auf den Kreditrahmen ebenfalls tun. Für den einen ist es sein echtes Guthaben, für den anderen sein „Pseudoguthaben“.